Liebe auf den ersten Ton

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So, der große Titel steht. So weit, so gut und jetzt? Denkbar ungünstiger Anfang für einen Blog Post, wenn ich mir unsicher bin, wie es weiter geht im Text. Alleine schon bei dem Wort Liebe, oder dem Satz: „Ich lieb dich!“ gehen meine Augen auf die Suche nach einem passenden Bild in meinem Kopf zum Abgleich, was das Wort für mich überhaupt bedeutet und witziger Weise tauchen die Zahlen 8-3-1 vor meinem inneren Auge auf. Mhh, vielleicht wird es besser auf Englisch? „I love you“ - und wieder kein Bild. Also so wird das nichts. Jetzt darf ich dazu sagen, dass ich persönlich meine eigene Welt und Erinnerungen in Bildern abrufe und ja, stimmt, wir Menschen denken immer in Bildern. Zumindest tauchen sie auf und bei mir ist da gerade nichts. Witziger Weise kommt als aller erstes bei diesen 8 Buchstaben, 3 Worten und 1-ner Bedeutung das Lied von Lisa Stansfield in meinen Kopf, 8-3-1. Da geht es genau darum, dass 8 Buchstaben, 3 Worte und 1 Gefühl, 1 Bedeutung da ist und ich höre es gerade in voller Lautstärke auf meinem inneren Ohr und nur aus der Erinnerung. Da tauchen die Gefühle auf, an die ich mich bei dem Wort Liebe erinnere.

Warum erzähle ich euch das überhaupt, mag sich der/die ein oder andere fragen, wo es doch gerade wirklich aktuell ganz andere Themen gibt, welche die Welt beschäftigt. Das stimmt und so simple wie es vielleicht klingen mag ist es auch. Ich und mein Gehirn sind damit gerade mal fertig. Virus hört sich absolut doof an und steht mir auch nicht, das sieht scheiße aus! Also Ende. Ich wasche mir die Hände brav und halte Abstand wo es im Rahmen meiner Möglichkeiten geht und konzentriere mich gerade intensiv auf die Dinge im Leben, welche mir gute Gefühle, gute Sounds und traumhafte Bilder in meinem Kopf bescheren. Genug Zeit dafür bekomme ich ja aktuell gerade geschenkt. Solltest du mal versuchen, das tut gut. Deshalb kam mir auch das Thema Liebe in den Sinn. Eines der schönsten Gefühle, das, wenn ich mich richtig daran erinnere, selbst Berge versetzen kann.

Auf der Finde nach Liebe, empfahl mir Netflix gestern Abend sehr passend eine neue TV Serie mit dem Namen „Love is Blind“ – Liebe ist blind. Alleine bei dem Titel komme ich ins schmunzeln, denn das stimmt. Und gerade bei mir, als sehr stark visuell geprägter Mensch, taucht zum einen erst mal kein Bild als Erinnerung, sondern ein Ton auf, und zum anderen habe ich tatsächlich in verschiedener Hinsicht, Liebe im Blindflug erlebt. Ich frage mich, wie vielen Menschen da draußen es genauso geht wie mir. Jedenfalls, diese tollkühne Serie beginnt folgendermaßen. 10 Männer und 10 Frauen welche sich nicht kennen und noch nie gesehen haben, leben für zehn Tage getrennt in zwei Quartieren. Ziel dieses Experiments ist es, herauszufinden ob Liebe auch im Blindflug funktioniert und bis hin zur Heirat führt. Fern ab von äußeren Reizen und visueller Anziehungskraft, welche sonst z. B. auf Dating-Apps oder im wahren Leben herrschen. Also dürfen diese 10 Männer und Frauen sich hier auf eine der spannendsten und ungewissen Weisen kennenlernen. NUR ÜBER DIE STIMME und das daraus resultierende Gefühl. In meiner Welt: ein recht langes Blind Date und absolut faszinierend. Die Teilnehmer lernen sich in den Private-Rooms kennen. Visuell getrennt voneinander hören sie nur die Stimme des Anderen, um sich nur über diesen auditiven Kanal ein Bild von ihrem Gegenüber zu erzeugen und sich von seinen Gefühlen leiten zu lassen. Jeder Teilnehmer kann in den zehn Tagen, verbal so viel Zeit wie nötig mit dem Mann bzw. Frau der Wahl verbringen, um dann mit dem richtigen Match am Ende der zehn Tage die Worte „I Love you, willst du mich heiraten?“ zu sagen. Wenn die Liebe auf beiden Seiten vorhanden ist, sehen sich die Paare zum aller ersten Mal unnnnnnnnnddddddd, mehr verrate ich nicht, macht euch selbst ein Bild.

Mir ist beim Beobachten dieser Menschen aufgefallen, wie sich binnen kürzester Zeit Gefühle aufbauen, wenn das, was sich zwei Menschen zu sagen haben, die passenden Worte sind. Wie genau der Mensch dann hinhören darf, um durch Nuancen, Phrasen und Intonation alle nötigen Informationen, die zur Liebe führen, heraus zu filtern. Es bleibt ihnen ja auch nichts Anderes übrig, denn sie haben sich in den zehn Tagen nie gesehen.

Während sich die Teilnehmer von Love is Blind räumlich getrennt voneinander unterhalten schaue ich genau hin, um herauszufinden was mir die Augenzugangshinweise dieser zwei Menschen verraten. Augenzugangshinweise, so nennt sich diese NLP-Technik zum Herausfinden, wann und wo sich Erinnerungen oder Konstruktionen (noch nicht erlebte Situationen) als Bild, Ton oder Gefühl abspielen. Es ist zu erkennen, dass die meiste Zeit die Blicke der Teilnehmer nach unten zum Bauch wandern. Da, wo unsere menschlichen Gefühle gespeichert sind. Kein Wunder, in die Augen des Anderen können sie bei diesem Experiment ja nicht sehen, welche sonst meist diese Gefühle erzeugen.

Wandern die Augen im Gespräch also nach oben, holen sich passende Bilder aus der Erinnerung ab oder konstruieren sich Neue, wie z. B. die bildliche Vorstellung des Gesichtes oder Körpers zur Stimme. Wandern die Augen waagerecht auf Ohrenhöhe ist das ein Zeichen dafür, dass sich der Mensch an Töne, ein Gespräch, einen Klang erinnert oder einen Ton, Gespräch oder Klang konstruiert, wie er sich anhören könnte. Das Gehirn macht keinen Unterschied zwischen erlebten und konstruierten (vorgestellten) Erinnerungen. Ja, all das ist von den Augen abzulesen. Also Vorsicht! Augen auf und schau genau hin! Ist es möglich, Liebe zu empfinden oder zu konstruieren, basierend auf der Stimme und der Worte eines andern? Finde es doch heraus. In diesem Fall ist Liebe wörtlich gesehen, absolut blind und darf rein aufs Gehör und Bauchgefühl vertrauen.


Wenn du mehr über Augenzugangshinweise lernen willst, dann empfehle ich dir bei meinen Geschäftspartnern von kontext*denken, die NLP Practitioner Ausbildung zu buchen. Hier lernst du diese umwerfende Technik verstehen und anzuwenden.


Ich frage mich gerade, ob du da auf der anderen Seite des Blogs schon mal ein Blind-Date hattest und ich bin sehr neugierig zu erfahren, wie es gelaufen ist.

Ich habe mich diesem Experiment Blind-Date in meinem Leben drei bis viermal ausgesetzt, mit unterschiedlichem Ausgang. Mein erstes Blind-Date lief damals noch über den Videotext-Chat. Wer erinnert sich noch daran? Fernseher eingeschaltet, Videotext Seite … und los geht es: Frank K. aus LM sucht nach verträumtem und liebevollem Partner, etc. Ok, dachte ich mir, dann mal ran an die Buletten und schreib drauf los im privaten Videotext. Gesagt. Getan. Nach einigen sehr plausibel und sympathisch klingenden Nachrichten (sympathisch klingend ohne Ton! Merkste was?) habe ich mich dazu entschieden, Frank abends zu treffen. Kribbeln im Bauch auf dem Weg zum Treffpunkt und einer unklaren Bildvorstellung vom Mann in meinem Kopf. Scheinbar verspätete er sich, denn nach fünfzehn Minuten war außer mir keiner am Treffpunkt. Vierzig Minuten später war dann auch mir klar, Frank K aus LM hat gekniffen und mich versetzt. Frechheit!!!

Ca. zwei Jahre später kam die Welle des SMS-Chats auf. Ich meldete mich mit meinem Siemens S4 bei diesem Chat-Dienst an und wenige Tage später erhielt ich einen Auszug mit Handynummern und einer Mini-Beschreibung der Person. Sehr spannend und faszinierend, da wieder nichts an optischen Reizen für mich dabei war außer Telefonnummern und Worte. Zügig habe ich verschiedene Nummern angeschrieben und es kamen auch so einige Antworten auf dem kleinen Siemens S4 Display an. Jedoch ein Typ hatte mich in seinen Bann gezogen, durch die Art, wie er seine Worte verwendete und was diese gelesenen Worte dann mit mir gefühlsmäßig anstellten. Wir schrieben ca. eine Woche für teure SMS-Gebühren hin und her. Dann folgte eine Woche tägliches Telefonieren und ich gebe zu, er hatte zu den passenden Worten auch die passende Stimme. Endlich nahmen wir allen Mut zusammen, um uns zu treffen. Mit einem gefüllten Bilderbuch in meinem Kopf und guten Gefühlen im Bauch ging es zum Date und tadaaaa… der Mensch, der mir gegenüberstand, war ein ganz anderer, als in meiner Vorstellung. Zum einen war er in der Angabe seines Alters nicht ehrlich und subtrahierte so ca. 10 Jahre nach unten, was ich so gar nicht leiden kann, und zum anderen, der Mensch mir gegenüber, sah einfach nicht so aus wie der, in meiner Fantasie. Auch wenn die Stimme die gleiche war, veränderte sich in Sekunden mein Gefühl von Kribbeln auf Schweigen im Walde. Damit war der SMS-Chat für mich auch erledigt.

Ein Jahr später gab ich eine Kontaktanzeige im Journal Frankfurt auf und es meldeten sich exakt 20 Typen bei mir per Brief. Mann, war das aufregend als der Umschlag mit den Chiffre-Briefen bei mir ankam. Also erst mal vorselektieren nach Briefen mit Bild und ohne Bild. Zuerst die Briefe mit Bild und ja, so ist es halt, ich habe gerne was zum Hinschauen. Leb damit! Witziger Weise war da auch direkt ein Kandidat dabei, der mir auf Anhieb gefallen hat. Christian aus Herne. Das Bild gefiel mir auf Anhieb und jetzt an die Magie der Worte. Erstmal ein Brief zurück dann wieder einer zu mir und im nächsten dann fix die E-Mail-Adressen und interne Chat-Account-Daten ausgetauscht. Wir schrieben uns über Wochen und es war herrlich. So viel Gefühl in jedem Wort und so viel Gefühl von Liebe in mir. Darauf folgten Nächte lange Telefonate und Gute-Nacht-Geschichten und sogar ein „ich hab` dich lieb“ über den Hörer, und das nur durch Hören und Lesen. Woooowww, mega großartig. Wir haben uns tatsächlich erst zwei Monate später getroffen und, was soll ich sagen, es war magisch und hat wunderbar gepasst. Einige Jahre später nahm ich als Kandidat beim ersten schwulen Herzblatt teil. Die Urmutter der Blind-Dating TV Shows. Ich war einer der drei Kandidaten und keiner von uns hatte eine Ahnung, auf welchen Prince-Charming wir da am Abend auf der anderen Seite treffen werden. Die Proben liefen top-secret ab und wir begegneten dem Mystery-Man nirgendwo. Erst am Abend, als die Show aufgezeichnet wurde, hörten wir zum ersten Mal seine Stimme und er unsere. Weiterhin kein Bild – so ein Mist, ich stehe auf Bilder. Ok, dann halt wieder mal den auditiven Kanal auf Empfang gestellt und mach dir dein Bild. Markus, so hieß der Mann auf der anderen Seite der Wand in Herzfrom, hatte eine sehr sympathische und männliche Stimme. Ich sage euch, Bilder in meinem Kopf, uiuiuiu. Da ich ja einer der auszuwählenden Kandidaten war, konnte ich mich entspannen. Nachdem die bezaubernde Susi die Zusammenfassung sprach, kamen die berühmten Worte: „Markus, wer soll denn jetzt dein Herzblatt sein?!“ und ab dem Moment war ich mega unentspannt. Jetzt war ich schon mal da, dann will ich auch gewählt werden und den Kerl meiner Träume finden. Ganz abgesehen vom Flug im Hubschrauber. Im Bruchteil von einer Sekunde sagte Markus dann: „ich wähle Kandidat zwei“. Bähhhmmmmm, das war ich. Ich stehe also vor dieser Wand, es kribbelt in meinem ganzen Körper. Die Spannung steigt und der Satz kommt. „Und Hier ist dein Herzblatt“ ertönt aus den Lautsprechern. Die Wand öffnet sich und vor mir steht definitiv jemand anderes als der Mann, den ich mir in meinem Kopf vorgestellt habe. Ok, Mama hat mich gut erzogen und Oberflächlichkeit lasse ich jetzt mal weg. Schließlich hat sich Markus ja sehr sympathisch angehört und vielleicht kann ich über dieses glänzende Samt-Zebra-Shirt und die Ringhalskette hinwegsehen und es wird ein lustiger Abend. Wir wurden von der Produktion zu einem tollen Dinner-for-Two geschickt und lernten uns bei Kerzenschein und Wein besser kennen. Und ja, Markus ist wirklich sehr sympathisch und die Schmetterlinge im Bauch, also das Gefühl, war nun anders. Ich mochte ihn und das auf einer Freundschaftsebene. Aus uns wurde auch nach dem Herzblatt-Hubschrauber-Flug und dem Tag in Bad Alexandersbad kein Liebespaar. Wichtig daran ist, dass ich eine wundervolle Zeit hatte.

Was ist denn also dran an der Liebe auf den ersten Ton und wie gut kann so eine Art von Liebe ohne visuelle Reize ganz wertfrei und ungezwungen funktionieren. An dieser Stelle mach dir am besten zu aller erst klar, was das Nebel in Tüten Wort oder im NLP Fachbegriff, diese Nominalisierung „LIEBE“ für dich überhaupt bedeutet. Jeder Mensch hat eine andere Vorstellung von Liebe. Jeder füllt Liebe anders. Jeder benötigt andere Dinge und andere Wahrnehmungen, um Liebe als Gefühl zu spüren. Wie ich finde, ist das schon sehr faszinierend. Ein Wort, und so viel unterschiedliche Bedeutung. Wenn du dir nun im Klaren darüber bist, was du brauchst, um LIEBE zu spüren, zu hören oder ein Bild davon zu haben, dann gib dir zu aller erst diese Dinge, Worte oder Taten selbst, bevor du sie von anderen erwartest. You go first. Wie sagt Ru Paul so schön: „If you can´t love yourself, how in the hell can you love somebody else?“ Mach gerne mal was anderes beim Kennenlernen eines anderen Menschen. Wenn dich bisher deine Augen getäuscht oder das, was du gehört hast, verwirrt oder dein Gefühl unergründlich war, dann mach mal was anderes. Fokussiere dich auf einen anderen Wahrnehmungskanal, statt deinen Vertrauten zu verwenden. Dann sei genau bei dem, was du tust. Sieh genau hin, hör genau hin, fühle ganz detailliert in dir, was da passiert und dann entscheide dich.

Egal wie meine Bild-Dates ausgegangen sind, von Freundschaft über kurzes Tächtel-Mächtel bis hin zur sehr schönen Beziehung. Eines ist mir in all der Zeit klargeworden. Ich bin in der Lage, einen anderen Menschen mit allem Drum und Dran zu lieben, und ich liebe mich mehr.

Ich bin gespannt welches der Paare, die sich bei „Love is Blind“ kennengelernt haben, auch wirklich heiraten und dann auch noch mit allem Schick-Schnack ihr gemeinsames Leben, basierend auf den ersten Ton, spannend aufrechterhalten.

Und ja, ich habe mittlerweile verstanden, dass auch wenn „ich liebe dich!“ und „I love you!“ 8 Buchstaben haben und es 3 Worte sind, gibt es weitaus mehr als nur 1 Gefühl oder 1 Bedeutung. Diesen 8-3-1 Gedanken überlasse ich dann doch lieber dem Liedtext von Lisa Stansfield und es ist ein großartiges Lied. In diesem Sinne lausche ich einfach der wunderschönen Stimme von Lisa, schwelge in ganz viel Liebe, die mich umgibt, und beschere mir gute Gefühle. Egal, was um mich rum geschieht.

Es ist ja dein Leben. Mach´s witzig.

Bis zum nächsten Mal

Dein Paddy



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